12/2019 Atemreduktion

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Ein weiteres spannendes BDSM Spiel ist die Atemreduktion zu englisch: Breathtaking. Dieses Spiel hat wenig mit dem Sado-Masochistischem Bereich zu tun, denn obwohl viel mit Körper und Bewusstlosigkeit gespielt wird, liegt hier eben keinerlei Schmerz vor. Sicherlich ist es eher im Dominant/Submissivem Spektrum zu sehen, obwohl man es auch auf Augenhöhe spielen kann. Ich erinnere mich, dass wir uns als Jugendliche immer wieder gegenseitig durch verschiedene Praktiken bewusstlos gemacht hatten. Das war schon spannend und viele der Effekte, die wir dabei bereits als Heranwachsende erlebt haben, lassen sich auch eins zu eins in heutige Sexualitäten übertragen. Aber trotz der Spiele in meiner Jugend, ist zu sagen, dass bei der Atemkontrolle es sich um eine der gefährlichsten Spielarten im BDSM handelt. Es entsteht ja eine Sauerstoffunterversorgung beim Passiven im Gehirn. Die richtigen BDSM Experten machen sich sogar „self-bondages, um sich den Effekt selber zu machen. Das ist echt gefährlich. Bitte hier aufpassen und es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Checkt, ob ein Bottom nicht Atemwegserkrankungen vorliegen, dann besser lassen.

Aber worum geht es dabei? Tatsächlich spielt man hier damit einem Anderen die Atemluft zu stehlen. Primär mit Händen, aber auch mit Gürteln oder Masken. Die Bewusstlosigkeit kann ein gewünschter Nebeneffekt sein, muss aber nicht. Hier gilt es zeitnahe die Bewusstlosigkeit durch eine simple Ohrfeige zu beenden. Viele der entstehenden Angstgefühle beim Passiven sind für beide Parteien sehr erregend. Wenn man als Aktiver dann die Sache „im Griff“ hat, ergibt sich natürlich der Effekt der Macht über den Passiven.

Wer mich oder meine Kolumne kennt, der weiss, dass ich den dominant/submissiven Bereich liebe und auch in diesem Spiel darin einbette und diese absolute Hingabe and der Stelle des passiven Parts genieße. Schon als Heranwachsender war die größte Aufregung die Frage: “Was macht der Andere, wenn ich bewusstlos bin? Kann ich ihm vertrauen?“ Nun, mein Umfeld war schon recht gepflegt und niveauvoll, also da könnte man sich schon verlassen. Aber unsicher war man irgendwie trotzdem. Diese Angst war schon alleine eine Art Vorspiel.

Ein besonders guter Spielpartner bei dem Spiel ist mein kleiner, treuer Alex (siehe Bilder). Er ist 33 kommt aus Hamburg und besucht mich regelmäßig. Ich liebe es die Angst in seinen Augen zu sehen wenn ich meine großen Hände in den Lederhandschuhen um seinen Hals lege. Ich brauche den Kleinen auch nicht zu fesseln, denn der bei meiner Größe und Gewicht habe ich naturgegeben immer „Oberhand“. Manchmal ärgere ich ihn, und mache erstmal ne Zeitlang nichts und wenn er ungeduldig wird und was sagen will, dann wird er durch den festen Druck seiner Kehle gleich unterbrochen. „Das Maul soll der Kleine halten und sich nicht einmischen in meine Handlungen“, denke ich mir. Evtl. lasse ich einfach wieder los? Wer weiss das schon. Ich habe jetzt die Macht und es macht Freude schon alleine diese Macht zu haben und mit diesem Element zu spielen. Evtl. mache ich es ganz langsam und dann immer fester? Evtl. in Intervallen? Er weiss es nicht und muss es über sich ergehen lassen. Er wird sich fragen, ob er gleich bewusstlos gemacht wird, oder ob das noch was dauert. Wann wird der Master dazu Lust haben? Sich jemandem hinzugeben, das gibt ebenfalls ein schönes Gefühl der Verbundenheit. In diesem Momenten, wenn ich meine Hände seinen Hals lege, dann langsam beginne zu würgen und wir uns in die Augen sehen, habe ich immer das Gefühl, dass wir irgendwie eins sind. Die Emotionen kochen da ungefähr so hoch wie bei einem Orgasmus. Der Körper schüttet dann im übrigen auch tonnenweise Adrenalin aus. Wenn jetzt noch dabei Sex stattfindet, dann kann der wirkliche Orgasmus dramatisch durch die Atemkontrolle intensiviert werden.

Beim Nachmachen aber bitte ganz vorsichtig- und langsam angehen zu lassen.

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