5/2019 Dirty Games

seineKOLUMNEN

Obwohl schon Freud Spiele mit Exkrementen lediglich als regressive Handlung betitelt sowie der Fakt, dass Sexualität für uns alle mehr als eine simple Fortpflanzungsinstanz ist, rümpfen wir kollektiv die Nase, wenn es um Spiele mit der inneren Schokolade geht oder auf Fachdeutsch „Kaviar“. Ich verabscheue hier lediglich, dass manche ihren eigene Messlatte als allgemeingültig verstehen.

Wenn mir hier Intoleranz begegnet, dann argumentiere ich gern so: „Also wenn ich dich auspeitsche und deine Wunden anpisse ist das toll, aber KV ist dann nicht ok?“ Bitte Vorsicht bei Verurteilung dieser Praktik.
Vergiss nicht, wenn wir „Normale-Sachen“ machen würden, dann würden wir unsere Puller ohne Vorspiel für wenige Minuten in eine weibliche Hautfalte schieben und zum Orgasmus kommen (müssen) um der Fortpflanzung gedient zu haben.
Na toll! Bei mir hat es übrigens bei diesem Beispiel schon bei „ohne Vorspiel“ aufgehört, aber lassen wir das.

Ich persönlich kann dem KV-Spiel den erniedrigenden- oder den mich-wertschätzenden-Teil etwas abgewinnen. Mich mit jemanden in eine Wanne setzen und gegenseitig einschmieren, würde mich persönlich abturnen. Daher kommt die Praktik bei mir eher selten vor bzw. eher so als Highlight zum Ende einer Sitzung.
Es gibt auch verschiedene Ausprägungen dieser Praktik. In Dominastudios haben wir regelmäßig eine „Tagestoilette“. Das bedeutet, dass ein Klient über Stunden hinweg je nach Bedarf der Anwesenden ausschliesslich meist viel NS (=Natursekt, also Urin) oder auch mal „härter“ verköstigt wird. Charakteristisch für Tagestoiletten ist, dass sie meist tief in ihrer Rolle stecken und daher wenig sagen bzw. nicht so auf Dirty Talk reagieren, denn sie sind ja eine Toilette. Einer hat sogar mal beim Betreten wie ein Automat wiederholend gesagt:
„Ich bin eine Toilette, ich bin eine Toilette.“ Es gab auch schon ein paar Bi-Tagestoiletten, so dass ich mich als Mann dort auch „entgeltlich erleichtern“ konnte. Unter uns: Der Job ist dann nicht wirklich schwer, denn die Klienten sind in der Regel sogar mit ihrem Kopf in einem Toilettenähnlichen Gebilde, so dass man einfach wie gewohnt Platz nimmt und loslegt.

Bei Interesse an diesem Special: Bitte mich direkt und ohne Scheu fragen. Diese Tagestoilettenspecials gibt es eigentlich in allen Studios. In Berlin kann man auch eine reine Herrentoilette organisieren. Einmal habe ich mit männlichen Kollegen ein Tagespissoir arrangiert.
Der Klient heisst Georg ist 43 und kommt aus München. Voll der Normalo übrigens, eher etwas unscheinbar – bedeutet: Man würde es ihm sicher nicht zutrauen auf den ersten Blick. Das war alles schon spannend, weil ich Georg bewegungslos gefesselt, auf den Boden gesetzt sowie an die Wand gelehnt und dann eine weisse Latex-Maske aufgesetzt habe, um ihn zu depersonalisieren. Ein bisschen ging dann der Inneneinrichter in mir durch, denn ich habe sogar weisse Seile genommen.
Naja, wenn schon, denn schon, oder? Georg konnte jetzt einfach „ein Klo“ sein. Logischerweise habe ich mit meinem zwei Kollegen dann bereits ne Riesen Menge vorher getrunken und wir haben im Nebenraum schön gefeiert und über das männliche Verrichten der Notdurft lautstark gewitzelt. Abwechselnd, aber häufiger als erwartet, gingen wir dann „zum Pissoir“.
Beim Reinkommen stand der Mund bereits regungslos offen. Ich hole meinen Kindermacher raus, lege ihn einfach in den offenen Mund, dann fische ich mein Handy zum gelangweilten nebenbei Stöbern und dann wird „Laufen gelassen“. Mit dem Handy stehe ich auch an normalen Pissoirs, denn irgend ne Whats app gibts immer zu lesen beim Pullern.
„Laufen lassen“ kann ich bei Klienten verdammt gut, ist aber gar nicht so leicht hier Kollegen zu finden, die das ebenso einfach können. Also Deckhengste drängeln sich da viel schneller als Gehilfe auf – man soll es kaum glauben. Mein Kollege Alex allerdings war dann so entspannt, dass er noch schön beim Pissen gefurzt hat, so sehr hat er den Klienten als Pissrinne gesehen.
Der Klient war hier schon voll begeistert als Partytoilette für die ganzen Lederkerle zu dienen. Aber jetzt kommt ja das Highlight: Der Hausherr will auch der Party noch gepflegt einen abseilen.

Dann also ab mit Georg in die Waagerechte und rein mit dem Kopf in den Toilettenstuhl. Ich verlasse den Raum, um auch das Setting gefühlt neu zu starten. Mit einer Zeitung unterm Arm und einem frischen Espresso im Bauch komme ich wieder. Ich nehme wie selbstverständlich Platz und lege langsam los.
Unter uns: Ich tue bei dirty Games immer so, als wenn ich mich einfach gehen lasse, aber natürlich schaue ich, dass nicht alles auf einmal „fällt“ und somit rein technisch nicht „zu bändigen“ ist.
Insbesondere beobachte ich, ob Georg zum Höhepunkt gekommen ist, denn dann höre ich auf, weil wie bei vielen BDSM Praktiken sind diese nach dem Kommen nur schwer zu ertragen.

Beim gemütlichen Nachgespräch kam dann raus, dass Georg im wesentlichen geil war, als wir im Nebenraum über die Sache an sich lautstark gesprochen haben.
Er wusste, dass er eine Toilette ist und gleich benutzt wird. Sein Kopf hat ihn dann vollends positiv durchdrehen lassen. Die eigentliche Praktik hat gar nicht so gekickt. Typisch, denn BDSM Sachen passieren eben im Kopf.

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