Click here to read the English version: 02/2019 Dirty Talk with Dominus Berlin
Spätestens hier wird der Unterschied zwischen einem wirklichen BDSM-Liebhaber und einem Sexworker, der sich lediglich auch für dominante Themen beauftragen lässt, sichtbar. Ich sage nicht, dass alle BDSMer verbale Erotik „können“ müssen, das wäre quatsch, denn klar gibt es stille Genießer. Wenn ich mich so in den BDSM-Clubs umsehe, scheint das Non-Verbale auch in der Mehrheit zu sein. Aber wer seine Gefühle eloquent verpacken kann, der wird diese auch sicherlich, tatsächlich so empfinden und nicht vorspielen. So ein vortäuschendes Quasseln wird über den Zeitraum einer Session jeden überfordern. Echter Dirty Talk hingegen bereichert.
Verbale Erotik kann für das gesamte BDSM-Spektrum herhalten, denn egal ob geprügelt, erzogen, gekackt oder simpel gefickt wird: Irgendwas DENKT der Andere in diesen Momenten. Diese Gedanken sind nicht nur der Schlüssel zum Orgasmus eines Einzelnen, sondern sie ähneln sich stark je nach Thema.
Verbalerotiker wissen, dass man z.B. dem Klinikerotiker von den „sterilen und kühlen“ Instrumenten erzählt, mit denen der „Herr Doktor“ den „entblößten Körper“ des Patienten in der „weißen- und hellen“ Umgebung detailgenau untersucht und anschließend das Machtgefälle des Arzt-Patientenverhältnisses ausnutzt, um seine sexuellen Therapiebehandlungen vorzunehmen.
Der Fußfetischist braucht Informationen über die Größe, Hautfarbe, Behaarung und vor allem Geruch der heißgeliebten zwei Objekte und dann taucht man sie gedanklich ein in ein Spiel, wo sie mit Selbigem in irgendeiner Form verkehren.
Den Liebhabern von devoten Gefühlen (mein Lieblingsthema) zählt man detailgenau die Regeln auf, um diese immer wieder damit zu manifestieren und malt daraufhin verschiedenste Situationen aus, in dem sie ihre kniefälligen Gefühle unter Beweis stellen müssen. So ist es möglich, diese Gefühle auch wirklich zu spüren, selbst wenn man nur darüber redet.
Ich erinnere mich gut an die letzte Sitzung mit meinem Sklaven Ben, der seit einigen Jahren regelmäßig zu mir kam. Wir hatten ein Verhältnis kreiert, in dem er von mir erpresst wird und aufgrund dessen perverse Sachen zu machen. Die Praktiken waren dabei fast egal, so tief war – bzw. ist er noch heute in dieser submissiven Thematik.
Klar wissen wir beide, dass die Situation von ihm seinerzeit selber hergestellt wurde sowie juristisch gesehen gar keine Abhängigkeit besteht, aber wenn ich ihn zur Begrüßung gleich aufgezählt habe, welche Mittel ich habe, um ihn bloßzustellen, ihn beruflich und privat zu ruinieren, dann fühlen wir beide dieses Verhältnis klar und deutlich:
„Wenn ich mir vorstelle, was deine Arbeitskollegen sagen, wenn ich denen das Video sende, wo du mit der Klobürste im Arsch umher gelaufen bist und laut gebellt hast für mich – da muss ich jetzt schon lachen. Schau mal, dieser Dietmar hier, das ist doch für dich ein wichtiger Geschäftspartner, oder? Weiß der, dass du ungewaschene Schwänze für mich lutschst? Was sagt der wohl, wenn der das Video zu Gesicht bekommt, wo du sogar gleich mehrere Männer befriedigst?“
Ben flehend: „Nein, Sir bitte… Ich mache doch alles was Sie wollen!“
„Wirklich? erstmal kommst du her und drückst Kohle ab, du Schwein. Dann sehen wir weiter.“ Ich zähle ebenfalls laut das Geld, um die Erpressung greifbarer zu machen. „Es wird immer so weiter gehen, Ben. Es wird niemals enden – du gehörst mir“.
Er jammernd: „Sir, ich weiß das. Ich bin Ihr Eigentum und Sie haben alle Macht über mich.“
Natürlich kann man seine Spielpartner auch niederschreien. Mache ich auch mal ganz gern, da kann man ganz schön Dampf ablassen. Grundsätzlich bin ich eher der subtile Typ, denn eine Boshaftigkeit im ruhigen Ton mit nem leichten Lächeln wirkt i.d.R. mehr als Schreien.
Steigern kann man Verbalerotik unter anderem, indem man den Devoten etwas aufsagen lässt: Ich: „Sprich mir nach. Ich bin eine kleine dreckige Sau und gehöre vollständig Master Andre. Ich mache widerliche und perverse Sachen für ihn bis ich tot umfalle.“ Ach schön.
Verbale Erotik verstärkt den Orgasmus
Macht man bei Vereidigungen so und kann man auch gut hier anwenden mit dem gleichen Effekt. Die Devoten sprechen dir immer nach und i.d.R. zuckt ihr Kindermacher bei den Signalworten.
Probiert es aus. Wenn sie leiden und betteln, dann erfüllt sie das Spiel und dann senden sie über ihr Jammern die Bitte nach mehr von diesen Gefühlen und du hast die Macht. Jap, das ist geil und macht mich tatsächlich hart. Ist ein Grund, warum ich immer noch so viele Klienten habe, die seit Jahren lediglich ganz altmodisch am Telefon mit mir sprechen wollen und die ich bis heute noch nie gesehen habe. Das ist voll ok für mich, denn ich kann Telefonsex wirklich was abgewinnen.
Du musst nicht gleich ein dramatischer Wortakrobat sein, denn wichtig ist, dass du das fühlst, denn dann überträgt sich das Gefühl sogar über das Telefon, selbst wenn du immer das Gleiche sagst. Die verbale Erotik hat den entscheidenden Vorteil, dass sie grundsätzlich keine Praxis-Probleme hat. Ist doch klar, denn irgendwann kann sich auch der beste Knoten einer Fesselung lösen, die Batterien vom Stromgerät zufällig grad leer sein oder ein Po trotz intensiver Dehnung den Masterkolben nicht aufnehmen.
In der Theorie kann das nicht passieren, denn hier ist alles perfekt und arbeitet dort, wo BDSM eben im Wesentlichen wirkt: im Kopf.